Jugendpastorales Symposium: Beruf(en) leben
Benediktbeuern – „Wie können junge Menschen in der Phase der Entscheidungsfindung für einen Berufsweg heute begleitet werden, um zu einem Leben in Liebe und Fülle zu finden?“ Das ist die zentrale Frage einer neuen Studie des Jugendpastoralinstituts (JPI) Don Bosco. Vorgestellt wurde sie beim 11. Jugendpastoralen Symposium zum Thema „Beruf(en) leben“ am 16. und 17. Mai im Kloster Benediktbeuern mit rund 60 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und Belgien.
„Junge Menschen stehen an der Schwelle zu Ausbildung und Studium vor vielen Wahlmöglichkeiten und mit all den damit verbundenen Freiheiten und Schwierigkeiten“, erklärt Prof. Katharina Karl, Leiterin des JPI. Die Studie sollte erheben, was ihnen dabei helfe: Welcher Bereich, welche Beziehungen, welche Strukturen. Und wie dies in den verschiedenen kirchlichen und sozialen Einrichtungen begleitet werden könne.
In Leben und Arbeit Glück finden
Besonders bestimmte Personen spielten für die jungen Menschen bei der Wahl eine Rolle, ergaben die Antworten aus den Leitfadeninterviews, die mit 26 jungen Menschen aus unterschiedlichen (Aus-)bildungseinrichtungen und sozialen Hintergründen für die Studie geführt worden waren. Dies seien entweder Familienmitglieder oder Freunde, in den Berufsbildungswerken die Berater oder Case Manager, oder Vorbilder durch Menschen, die einen Beruf ausüben und Vertrauenspersonen. Auch Schlüsselerfahrungen durch Praktika oder ein FSJ sind dabei sehr wichtig. Und der Subjektive Sinn: „Man muss nicht nur sehr auf seine Gedanken hören (…), sondern man muss das mit seinem Körper, mit seinem Geist fühlen, dass man zu diesem Beruf passt“, heißt es etwa. Auch der Begriff der Berufung wurde in der Studie untersucht. „Spannend war, dass, egal aus welcher Schicht die Interviewten kamen, viele darunter verstehen, sich für etwas einzusetzen, das zu ihnen passe. Und, dass es ihnen darum geht, in ihrem Leben und in ihrer Arbeit Glück zu finden“, sagte Karl. „Das ist für uns auch ein wichtiges Ergebnis, das es zu fördern gilt.“ Anstoß zur Studie gab die Bischofssynode zur Jugend im Herbst 2018.
Thesen aus dieser und zwei weiteren Studien zum Thema wurden in einem World Café zusammengetragen – eine Arbeitsweise, in der an verschiedenen Tischen die Teilnehmenden zusammenkommen, jeweils über einzelne Aspekte reden und ihre eigenen Ansichten und Sichtweisen ergänzen können. Michael Maas vom Zentrum für Berufungspastoral steht vor dem Tisch mit dem Satz: „Berufung. ‚Eine Sache, was mir das Herz anschwellen lässt’“, ein Zitat aus der Studie des JPI. „Es spiele eine Rolle, wofür das Herz schlägt.“ Es könne aber aus zwei Gründen schlagen, erklärt er: vor Freude und vor Unsicherheit. Daher ergänzt er als sein persönliches Stichwort auf dem Plakat: „Erschrecken vor der Berufung.“ Motive dazu gibt es etwa in biblischen Erzählungen. Aber auch im Alltag von jungen Menschen heute spiele die Unsicherheit vor der eigenen Berufung eine Rolle. „Doch oft spürt man, ob man einer Sache gewachsen ist“, erklärt er.
„Flow“ schreibt Dr. Simone Birkel vom Jugend- und Schulpastoral der KU Eichstätt zum Stichwort „Was einem Spaß macht“ an einem anderen Tisch. Das bedeute, „wenn Menschen mit der Tätigkeit keine mühevolle Arbeit, sondern ein Gefühl der Beflügelung empfinden“, erklärt sie. Dann gehe es leicht.
Theoglogisch, pastoralpsychologisch, soziologisch
Das Thema Beruf und Berufung zog sich durch das ganze zweitägige Programm des Symposiums: Durch Impulsreferate veranschaulicht etwa theologisch (Referentin: Katharina Karl), pastoralpsychologisch (Referent: Prof. Ulrich Feeser-Lichterfeld, KatHO Paderborn) und soziologisch (Referent: Klaus Miess; Erziehungshilfe München). In direkten Praxisfeldern bei den Workshops. Dabei ging es um die Berufseinführung in salesianischen Einrichtungen, um Berufsorientierungscamps, Strategische Personalgewinnung und die Begleitung von Ausbildung in den berufsbildenden Einrichtungen.
Auch der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe ging in seiner Predigt im gemeinsamen Gottesdienst in der Hauskapelle der Salesianer Don Boscos auf die Berufung ein. Angelehnt an die Lesung aus dem Buch Tobit, die über Tobias und seinen Engel als Wegbegleiter berichtet und an die Geschichte der Jünger aus Emmaus, erklärte er: „Nicht nur in der Berufung sollten wir Menschen an der Seite haben, die einen begleiten, die da sind, die möchten, dass du behütest bist.“ Oder auch Menschen, die feststellen, dass es so nicht weitergehen könne, man etwa ändern müsse. Begleiten bedeute aber auch, loslassen zu können. Das sei zwar eine „schwere Aufgabe“, gebe aber auch Stärke. Um die Wirklichkeit tiefer zu erkennen, seien wir eingeladen, unsere Spiritualität zu leben.
Leute treffen, weiter denken
Abgerundet wurde die zweitätige Veranstaltung mit weiterem buntem Programm: Einem Festabend mit Gesprächsrunde, Statements mit Thesen über „Wie Beruf(ung) begleiten?, einer Diskussion und dem Abschlussplenum.
Und natürlich bot das Symposium viel Raum für fachlichen und persönlichen Austausch, Vernetzung und Gespräche unter den Teilnehmenden. „Es ist immer wieder schön, hier Leute zu treffen“, sagte etwa Michael Maas, „und weiter zu denken“.
RefÖA/ChW
JPI-Leiterin Prof. Katharina Karl über die Studie: